Die Rote Hilfe
Österreichs
An der Seite der politischen Gefangenen und Flüchtlinge
Von Nikolaus Brauns
Während die Geschichte der Roten
Hilfe Deutschlands seit einigen Jahren auf gesteigertes Interesse der
Geschichtsforschung trifft, fehlt eine umfassende Darstellung der österreichischen
Schwesterorganisation fehlt bislang. Selbst in einschlägigen Darstellungen zur
Geschichte der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) wird die Rote Hilfe
Österreichs (RHÖ) auf wenigen Zeilen abgehandelt. Lediglich zu den Aktivitäten
der RHÖ nach Errichtung der faschistischen Diktatur finden sich – vor allem in
biographischen Angaben zu antifaschistischen Widerstandskämpfern – etwas mehr
Informationen. Die vorliegende Skizze zur Roten Hilfe in Österreich soll daher
ausdrücklich zu weiteren Forschungen und Archivstudien anregen.
Mit dem auf Anregung der KPÖ
geschaffene „Revolutionäre Rote Kreuz“ zur Unterstützung der Opfer der
Konterrevolution in Österreich und des Weißen Terrors in Nachbarländern wie
Ungarn existierte in Österreich bereits seit Ende 1919 eine
Vorläuferorganisation der Roten Hilfe.[1] 1923
wurde eine Sektion der Internationalen Roten Hilfe im Rahmen der KPÖ geschaffen
und ab 1925 trat die Rote Hilfe Österreichs als formal selbstständige, aber in
Wirklichkeit von der KPÖ gelenkte überparteiliche Mitgliederorganisation auf.
Das Büro der Roten Hilfe Österreichs
befand sich erst in der Schlösselgasse 12 und wechselte 1929 in die Lerchengasse
13a gleichfalls im VIII. Wiener Bezirk -
direkt neben dem Bezirkssekretariat der Josefstädter Sozialdemokraten in Nummer
13.[2] Die
Mitgliederzahl stieg bis zum Jahr 1931 auf 4000 und bis zum Herbst 1932 auf
4400 zahlende Mitglieder an. Die Fluktuation war dabei groß.[3] In
der offiziellen „Geschichte der Kommunistischen Partei Österreichs“ heißt es,
zum Zeitpunkt des Verbots der von den Autoren als „antifaschistische
Solidaritätsorganisation“ bezeichneten Roten Hilfe im Frühjahr 1933 hätten ihr
9000 Mitglieder angehört.[4]
Selbst wenn hier Kollektivmitgliedschaften wie Arbeiterportvereine und ganze
Betriebsbelegschaften mitgezählt werden, erscheint diese Zahl bei weitem zu
hoch.
Neben 2100 Kommunisten – also weniger
als ein Drittel der KPÖ-Mitgliedschaft - und 1200 Parteilosen machten 1932 1100
Sozialdemokraten ein Viertel der Mitgliedschaft aus. Dies war sicherlich der
besonderen Struktur der österreichischen Arbeiterbewegung mit ihrer alles
beherrschenden Sozialdemokratie geschuldet. Der hohe Anteil von
Sozialdemokraten ist dennoch bemerkenswert etwa im Vergleich zu Deutschland, wo
Sozialdemokraten niemals mehr als ein Prozent der Roten Helfer ausmachten,
während das Verhältnis von Parteilosen und Kommunisten dort etwa 50:50 betrug.
Ebenso wie in Deutschland, wo ein Unvereinbarkeitsbeschluss der SPD mit der
„kommunistischen“ Roten Hilfe bestand, bedrohte die österreichische
Sozialdemokratie ihre Mitglieder mit Parteiausschluss, wenn diese in der der
Roten Hilfe aktiv wurden. So wurde ein Delegierter zum IRH-Weltkongress 1932
tatsächlich aus der SDAP ausgeschlossen.[5]
Innerhalb des Funktionärskaders der RHÖ dominierten die Kommunisten mit 65
Prozent. Fluktuation herrschte auch bei den Lesern des RHÖ-Organs
„Tribunal“, dessen Auflage von 3000
Exemplaren im Jahr 1930 auf einen Höchststand von 13.000 stieg, dann aber im
Laufe des Jahres 1932 wieder auf 10.000 zurückfiel.
Über die Aktivitäten der Roten Hilfe
finden sich Hinweise in einem Polizeiprotokoll: „Die `Österreichische Rote
Hilfe´ (Vorsitzende: Malke Schorr) veranstaltete im zweiten Halbjahr 1931 in
Wien eine große Anzahl von Versammlungen und Lichtbildvorträgen sowie
Filmvorführungen. Für die im In- und Ausland verhafteten Kommunisten wurde ein
eigener Rechtsschutz eingerichtet. In Wien wurde auch ein Rechtslehrkurs ...
abgehalten.“[6]
Beliebt waren insbesondere
Filmvorführungen sogenannter „Russenfilme“ wie „Panzerkreuzer Potemkin“ von
Sergeij Eisenstein, die von Russlanddelegationen der KPÖ importiert wurden. Die
Rote Hilfe koordinierte hier hunderte von Filmvorführungen in Österreich, deren
Einnahmen der Solidaritätsarbeit zugute kamen. Da die Filmabende zunehmend zum
Schauplatz politischer Auseinandersetzungen zwischen sozialistischen und
rechtsextremen Gruppierungen wurden, verhängten die österreichischen Behörden
immer wieder Aufführungsverbote.[7]
Eine Frau an der Spitze der RHÖ
Die Vorsitzende der Roten Hilfe
Österreich seit 1925 war Malke Schorr, die ab März 1927 auch dem
Exekutivkomitee der Internationalen Roten Hilfe angehörte. Die 1885 im
galizischen Lemberg in eine arme, orthodox-jüdische Familie geborene
Schneiderin Schorr war mit dem linken Flügel der jüdisch-sozialistischen Poale
Zion nach Kriegsende zur neugegründeten KPÖ gestoßen, blieb aber im Partei-Auftrag
noch bis 1922 in der Poale Zion aktiv, um weitere Mitglieder für die
Kommunistische Partei zu gewinnen. 1923 ins KPÖ-Zentralkomitee gewählt, wurde
ihr Arbeitsschwerpunkt die Organisation der Solidaritätsarbeit mit den
politisch Verfolgten. „Eine Frau, unermüdlich tätig in ihrem
Zweizimmersekretariat am Neubau. Hin- und hergerissen zwischen
Manuskriptblättern, unzähligen Telefonaten und den Besuchen jener meist mageren
Gestalten, die dem weißen Terror eben erst entronnen waren“, so wird die 1961
verstorbene Schorr in einem vom KPÖ-Frauensekretariat veröffentlichten Porträt
geschildert. „Für sie, die sich – mittellos und gehetzt – in einer fremden
Umgebung zurechtfinden mussten, organisierte Malke Schorr Geldmittel, Rechtshilfe,
Unterkunft. Ein Netz von materieller, juristischer, aber auch menschlicher
Hilfestellung. Dieses Netz reicht bin in die Herkunftsländer der Verfolgten. In
Ungarn, Rumänien, Bulgarien hatten sich faschistische Regimes schon in den
zwanziger Jahren etabliert. Den politischen Häftlingen dort werden Rechtsanwälte
beigestellt, die Familien finanziell unterstützt.“[8]
Politemigranten
Schon bei dieser Aufgabenbeschreibung
wird eine wesentliche Besonderheit in der Arbeit der Roten Hilfe Österreichs
gegenüber etwa der Roten Hilfe in Deutschland deutlich: die starke
Konzentration auf die Unterstützung politischer Flüchtlinge. Dies ergab sich
durch unmittelbare Nachbarschaft zu Ländern wie Italien, Ungarn oder
Jugoslawien, in denen faschistische Regimes oder Militärdiktaturen die Arbeiter-
und Bauernbewegung blutig unterdrückten. „In Oesterreich fanden viele
revolutionäre Arbeiter anderer Länder Unterkunft. Die Rote Hilfe Oesterreichs
hat es sich zur besonderen Aufgabe gestellt, die politischen Flüchtlinge
unterzubringen, zu welchem Zweck ein Emigrantenheim errichtet wurde. Die
Sektion hat das alleinige Recht den Aufenthalt aller Emigranten in Oesterreich
zu sanktionieren“, heißt es im Rechenschaftsbericht des ZK der Internationalen
Roten Hilfe 1924. „Bei der elenden Lage der Revolutionäre im Süden und Südosten
Europas, wo dieselben zur Flucht gezwungen werden, ist diese Arbeit der
oesterreichischen Sektion eine sehr wichtige. Um diese und andere Hilfsarbeit
für die politischen Gefangenen durchzuführen, hat das ZK der IRH der
österreichischen Sektion eine Unterstützung von 1.522 Dollar überwiesen.“[9] Die
finanziellen Ausgaben für die Unterstützung der „Politemigranten“ betrugen Ende
der 20er Jahre das 2 ½ fache der Ausgaben für die politischen Gefangenen und
machten bis zu 50 Prozent des Gesamtbudgets der Organisation aus. Dadurch hatte
die Finanzlage der RHÖ keine gute Basis.[10] Eine
Statistik für die Jahre 1928/29 nennt folgende Zahlen: „Im Jahre 1928 wurden
unterstützt: 220 politische Gefangene und 68 Familien, 1929 – 257 politische
Gefangene und 58 Familien. Für diese Opfer der Klassenjustiz wurde in der Form
von Rechtsschutz und Unterstützung der Betrag von 29.270 Schillingen
verausgabt. In derselben Zeit wurden 1020 politische Emigranten mit dem Betrage
von 72.427 Schilling unterstützt.“[11] Die
Hilfe für politische Flüchtlinge war nicht nur materieller Art. Die Rote Hilfe
bemühte sich in der Ersten Republik, ein Asylrecht für politisch Verfolgte
durchzusetzen. „Wir müssen die breitesten Kreise der Proletarier mobilisieren,
wir müssen sie aufklären, dass die Durchbrechung des Asylrechts parallel zu den
Angriffen der Bourgeoisie auf die Arbeiterschaft geht“[12],
führte der Rote-Hilfe-Rechtsanwalt und KPÖ-Funktionär Dr. Egon Schönhof auf der
zweiten Reichskonferenz der Roten Hilfe in seinem Vortrag „Kampf um das
Asylrecht“ aus. Schönhof verteidigte selbst mehrfach aus den Balkanstaaten
geflohene Revolutionäre gegen ihre drohende Abschiebung. So ließ die
österreichische Regierung Ende 1928 den von der jugoslawischen Justiz wegen
„bestellten Mordes und Körperverletzung“ gesuchten kroatischen Gewerkschaftsfunktionär Anton
Mavrak in Auslieferungshaft nehmen. Die RHÖ reagierte mit einer internationalen
Protestkampagne, an der sich auch die Rote Hilfe Deutschlands und die
Schriftsteller Karl Kraus und Henri Barbusse beteiligten. So richtete eine
Vollversammlung der Arbeiterschaft der Firma Pittel&Brausewetter in
Wienerberg folgendes Protestschreiben an Bundeskanzler Ignaz Seipel: „Wir
protestieren auf das energischste gegen die geplante Auslieferung des
jugoslawischen Arbeiters Mavrak. Es ist nicht zum ersten Male, daß die
österreichische Regierung unter dem Deckmantel irgend eines Kriminalverbrechens
revolutionäre Arbeiter an Regierungen der Balkanstaaten ausliefert. Dasselbe
ist auch in diesem Falle zu befürchten.“
„Im Rahmen des faschistischen Kurses
ist Österreich das Land geworden, wo politische Emigranten am meisten am schwersten
verfolgt werden“, hieß es im Dezember 1928 in der Zeitung der RHÖ.
Zu einer Bewährungsprobe für die Rote Hilfe Österreichs wurde das Jahr
1927. Nachdem ein Wiener Geschworenengericht am 14.Juli 1927 monarchistische
Frontkämpfer freisprach, die im
Burgenländischen Ort Schattendorf auf eine Demonstration der
sozialdemokratischen Wehrorganisation „Republikanischer Schutzbund“ geschossen
und dabei zwei Personen getötet hatten, entlud sich die aufgestaute Wut der Wiener
Arbeiterschaft in spontanen Streiks und Massendemonstrationen. Nach
Polizeiangriffen mit blanken Säbeln erstürmte die Menge den Justizpalast und
setzte das verhasste Symbol der Klassenjustiz in Brand. Nun eröffneten 600 auf
Befehl des christsozialen Bundeskanzlers Prälat Ignatz Seipel mit
Mannlicher-Gewehren bewaffnete Polizisten das Feuer auf die Menge.
Fliehende Arbeiter wurden wie die Hühner abgeknallt. 86 tote Arbeiter und vier
tote Polizisten sowie über 1000 Verwundete waren die Folge von zwei Tagen blutiger
Massaker. Über 1300 Arbeiter wurden verhaftet. Insbesondere gegen die
kleine Kommunistische Partei Österreichs richteten sich die
Verfolgungsmaßnahmen, da deren Mitglieder aufgrund der Untätigkeit der SPÖ
während der Julikämpfe überdurchschnittlichen Einfluss ausgeübt hatten.[13]
Trotz polizeilicher Repression wurde
die Rote Hilfe zu einer zentralen Sammelstelle für Augenzeugenberichte der
Ereignissen des 15.Juli. Ihre Funktionäre besuchten die Verwundeten in den
Krankenhäusern zur moralischen Unterstützung und um Informationen für deren
Familienangehörige zu erlangen. Da der sozialdemokratische Bürgermeister von
Wien Karl Seitz der österreichischen Roten Hilfe das Sammeln von Geldern für
die Opfer der Kämpfe verboten hatte, sprang die Rote Hilfe Deutschlands ein.
Als deren Vorsitzender Wilhelm Pieck am 17.Juli nach Wien eilte, verhaftete ihn
die österreichische Polizei wegen „Störung der öffentlichen Ordnung“ und schob
ihn nach Deutschland ab. Deutsche Arbeiter spendeten in kurzer Frist 10.000
Mark und stellten für österreichische Flüchtlinge rund 500 Quartiere in Berlin
und Brandenburg bereit. 60 Kinder, deren Eltern bei den Wiener Kämpfen ums
Leben kamen oder inhaftiert wurden, fanden zeitweilig Zuflucht in den
Kindererholungsheimen der Roten Hilfe im thüringischen Elgersburg und in
Worpswede bei Bremen. Auch sowjetische Gewerkschaften sammelten Spendengelder,
die von der RHÖ an die Opfer des Massakers ohne Ansehen der
Parteimitgliedschaft verteilt wurden.
Dem Versuch des Polizeipräsidenten
Johann Schober, in einem „Weißbuch“ den Opfern des Polizeimassakers die Schuld
zu geben, trat die Rote Hilfe Österreichs Ende Januar 1928 mit einem „Rotbuch“
entgegen. Darin legte sie Rechenschaft über ihre Hilfsaktion ab. 43.800
Schilling, das entsprach 250 durchschnittlichen Monatseinkommen eines
Arbeiters, wurden zur Unterstützung der Opfer ausgegeben. Bis zum ersten
Jahrestag des Polizeimassakers im Jahre 1928 stieg die Summe auf 51.500
Schilling. Nur 15 Prozent der Unterstützten waren Kommunisten, der Rest
Sozialdemokraten oder Parteilose.[14]
Neben zahlreichen nach dem 15.Juli
angeklagten Arbeitern musste die Rote Hilfe auch den Reichssekretär der KPÖ,
Johann Koplenig, verteidigen. Dieser war nach seiner Trauerrede für die während
der Kämpfe um den Justizpalast getöteten Arbeiter am 20.Juli auf dem Wiener
Zentralfriedhof wegen Hochverrats verhaftet worden. Auch rund zwei Dutzend
weiterer KPÖ-Funktionäre kamen in Haft. Während mehrere dieser Gefangenen nach
einem Hungerstreik Mitte August freikamen, blieben Koplenig und die anderen
wegen schwerwiegender Delikte wie Hochverrat oder Beschuldigten weiter in Haft.
Die Rote Hilfe Österreichs führte ihre Kampagne für die Freilassung der
„Juligefangenen“ in Verbindung mit Aktionen zur Klassenjustiz in anderen
Ländern. So wurde auf das Schicksal der unschuldig zum Tode verurteilten
Anarchisten Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti in Massachusetts / USA und die
barbarischen Folterungen politischer Häftlinge in Ungarn hingewiesen.[15]
„Bis heute hat sich die Rachejustiz
der österreichischen Bourgeoisie an wahllos herausgegriffenen Arbeiterinnen und
Arbeitern ausgetobt“, hieß es in der Roten Fahne vom 8.Januar 1928, „Morgen
aber ist der 15.Juli selbst das Objekt der Verhandlung.“[16] Dann
nämlich stand Johann Kopeling, der vom Rote-Hilfe-Anwalt Egon Schönhof
juristisch verteidigt wurde, vor Gericht. Die Anklage lautete auf „Störung der
öffentlichen Ruhe und Ordnung“ und „Verherrlichung gesetzlich verbotener
Handlungen“ durch seine Rede am Friedhof sowie auf „versuchte Verleitung zum
Aufstand“ – also Hochverrat - wegen eines Flugblattes der KPÖ vom 15. Juli.
Doch Koplenig wurde der eigentliche Ankläger und beschuldigte in seiner
Prozesserklärung die Seipel Regierung des Hochverrats, weil sie mit ihren
Absichten zur Einrichtung eines „Wirtschaftsparlaments“ das Parlament
beseitigen und die Arbeiterschaft aus dem öffentlichen Leben ausschalten wolle.
Sie bediene sich dazu des Mittels der systematischen Provokation, „mit dem
Ziel, im Moment, wo die Arbeiterschaft sich gegen diese Herausforderungen zur
Wehr setzt, mit bewaffneter Gewalt die Arbeiterschaft niederzuschlagen. Das ist
das System des Faschismus.“ Das Verhalten von Regierung und Polizei am 15.Juli
bezeichnete Kopeling als vorbedachten Mord. Die Seipel-Regierung habe sich der
„Verherrlichung gesetzlich verbotener Handlungen“ schuldig gemacht, indem sie
die Polizisten mit Auszeichnungen dekoriert und ihnen gedankt habe. „Das ist
die Verherrlichung des Mordes.“ Tatsächlich folgten die Geschworenen den
Ausführungen Koplenigs zur Politik der KPÖ in den Julitagen und sprachen ihn
frei.[17] Auch
30 weitere, wegen schwerer Delikte Angeklagter wurden von den Geschworenen
freigesprochen. Offenbar hatte die Kampagne der RHÖ und anderer Organisationen
sowie die couragierte Selbstverteidigung von Koplenig und seinen Genossen die
aus der Bevölkerung stammenden Schöffen beeinflussen können. Dies stand im deutlichen
Gegensatz zu den drakonischen Strafen, mit denen Berufsrichter die wegen
geringfügiger Delikte angeklagten Julidemonstranten verurteilten. Diese hartgesottenen
Berufsrichter aus der Bourgeoisie folgten der von Bundeskanzler Seipel im
Parlament ausgegebenen Losung, „keine Milde“ zu zeigen.
Latenter Bürgerkrieg
Aus der kampflosen Kapitulation der
Sozialdemokraten am 15. Februar 1927 hatten die reaktionären Kräfte gelernt,
wieweit sie gehen konnten. Schritt für Schritt opferten sie demokratische
Rechte und soziale Errungenschaften und steuerten auf eine Diktatur zu. Ab 1928
begann der von Seipel, den meisten bürgerlichen Parteien, dem Klerus, staatlichen
Behörden und Unternehmerkreisen sowie aus dem faschistischen Italien und Ungarn
geförderte Aufstieg der Heimwehr. Im Namen des „Antimarxismus“ sammelten sich
in dieser ländlich-faschistischen Bewegung unter der Führung ehemaliger
Offiziere, Landadeliger und Provinzakademiker breite bäuerliche Schichten und
Kleinbürger aus den Kleinstädten. Die paramilitärische Heimwehr bereitete sich
auf eine gewaltsame Niederschlagung der Arbeiterbewegung vor. Immer öfter kam
es in dieser Phase des latenten Bürgerkrieges 1928 bis 1933 zu gewalttätigen
Auseinandersetzungen zwischen Heimwehrfaschisten und sozialistischen Arbeitern.
Als die Weltwirtschaftskrise 1929 Österreich aufgrund seiner Exportabhängigkeit
besonders heftig erfasste und die Arbeitslosenzahlen steil anstiegen, wuchs als
Konkurrenz zu den eher am italienischen Faschismus orientierten Heimwehren
zudem die prodeutsche Nazibewegung an. Einig waren sich die beiden konkurrierenden
faschistischen Strömungen in ihrem Hass auf die sozialistische
Arbeiterbewegung.
Eine Statistik der IRH über
„bürgerliche Klassenjustiz“ zählte für das Jahr 1928 für Österreich 17 Prozesse
mit 30 Verurteilten auf, die zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 11,6 Jahren
verurteilt wurden.[18]
Anfang der 30er Jahre war auch die österreichische Arbeiterbewegung von einer
zunehmend massiveren Repression betroffen. Zählte die Rote Hilfe Österreichs
1931 insgesamt 210 Verhaftungen von Arbeiteraktivisten so stieg diese Zahl in
den neun Monaten des folgenden Jahres, in dem der Austrofaschist Dr. Engelbert
Dollfuß zum Kanzler einer Koalitionsregierung unter Einschluss der Heimwehr
wurde, bereits auf 3700. „Die Polizei schießt bei jeder Gelegenheit. Die
Klassenjustiz hält mit dem Polizeiterror Schritt“, beklagte die RHÖ-Vorsitzende
Malke Schorr im Herbst 1932.[19]
Trotz ihrer zahlenmäßigen Schwäche setzte die RHÖ auf Massenverteidigung. „Im
Jahre 1931 hatten wir in Österreich zum ersten Mal seit Kriegsende die Anklage
gegen einen Arbeiter wegen eines politischen Mordes. Wir haben gleich eine
Unterschriftensammlung mit dem Ziel, 50.000 Unterschriften aufzubringen,
eingeleitet, erreichten aber 54.000. Wir haben eine Massenkorrespondenz mit dem
Gefangenen durchgeführt. In sämtlichen Veranstaltungen haben wir Karten
verkauft, auf die die Arbeiter einige Worte schrieben und an den Gefangenen schickten.
Der Untersuchungsrichter beklagte sich, daß er keinen Platz mehr habe und einen
Schrank anschaffen müsse, um alle Korrespondenzen abzulegen. Durch die
Massenbewegung ist es gelungen, den angeklagten Genossen frei zu bekommen.“[20]
Simmeringer Zusammenstoß
„Die Rote Hilfe Österreichs ist ihren
organisatorischen Aufgaben nicht vollkommen gewachsen“[21],
stellte Malke Schorr auf dem IRH-Weltkongress im November 1932 in Moskau
selbstkritisch fest. „Die RH griff nicht rechtzeitig und in nicht genügendem
Maße bei Fällen von Klassenjustiz ein.“ Erfolge konnten dort verzeichnet
werden, wo die Organisation rechtzeitig präsent war. So trat in einem Fall, in
dem die Polizei einen streikenden Berieb „terrorisiert“ hatte, die Belegschaft
anschließend kollektiv der Roten Hilfe bei.
Rechtzeitig präsent war die Rote
Hilfe auch nach dem sogenannten „Simmeringer Zusammenstoß“.[22]
Provokativ führte die NSDAP am 16. Oktober 1932 mitten im „roten“
Arbeiterbezirk Wien-Simmering einen „Bezirkstag“ durch, für den Nazis in der
ganzen Stadt mobilisiert worden waren. Als Nazis vor dem Simmeringer
Arbeiterheim aufmarschierte, wurde ein Wachbeamter durch einen Schuss von
unbekannter Seite getötet. Die im Gebäude verschanzten Schutzbündler eröffneten
nun ihrerseits das Feuer. Zwei Nazis wurden getötet. Zu Ende der Schießerei
griff die Polizei ein, stürmte das Arbeiterheim und verwüstete es. Die Schutzbündler
wurden mit Knüppeln misshandelt und festgenommen.
Als politische Reaktion auf den
Simmeringer Zusammenstoß ernannte Dollfuß bereits am 17. Oktober den Wiener
Heimwehrführer Emil Fey zum Staatssekretär für die Angelegenheiten des
Sicherheitswesens. Damit rückte ein militanter Gegner der Arbeiterbewegung in
eine Schlüsselstellung des Staatsapparates ein, dessen erste Maßnahme in einem
Aufmarschverbot nicht nur für Nationalsozialisten, sondern auch für
Sozialdemokraten und Kommunisten bestand.
Während die sozialdemokratische
Parteiführung die bewaffnete Verteidigung der Schutzbündler gegen den
faschistischen Überfall als Werk von Provokateuren hinzustellen suchte und
damit Empörung auch unter der eigenen Anhängerschaft auslöste, organisierten
KPÖ und Rote Hilfe eine Kampagne für die Freilassung der verhafteten
Schutzbündler. In einem Flugblatt heißt es: „Kein faschistischer Aufmarsch mehr
in den Arbeiterbezirken! Weg mit den Nazikasernen! Verjagt die braunen
Mordbrenner aus den Arbeiterbezirken! Kämpft für die Freilassung der
Simmeringer Arbeiter!“[23] Die
kommunistische Parole eines Proteststreiks fand soviel Anklang, das die
sozialdemokratischen Parteiführer größte Anstrengungen aufbieten mussten, damit
sich die Simmeringer Betriebsräte- und Vertrauensmännerkonferenz mit knapper
Mehrheit dagegen entschied. Die Rote Hilfe gab die Losung aus, 100.000
Unterschriften für die Freilassung der Schutzbündler zu sammeln. Für jede
Unterschrift sollten zwei Groschen gespendet werden, um damit die
Verteidigungskampagne zu finanzieren, doch viele Arbeiter gaben mehr.[24]
Gegen 16 Schutzbündler, die der Beteiligung an der Schießerei überführt wurden,
lief Mitte März 1933 ein Schwurgerichtsprozess ab. Alle Angeklagten wurden von
sämtlichen Anklagepunkten die auf Verbrechen der öffentlichen Gewalttätigkeit
und Verstoß gegen das Waffenpatent lauteten, freigesprochen. Nach einen erneuten
Prozess unter neuer Anklage und mit neuen Geschworenen im Dezember 1933 wurden
die fünf Hauptbeschuldigten wegen der „Tötung bei einer Schlägerei“ zu sieben
bis neunmonatigen Kerkerstrafen verurteilt, die durch die Untersuchungshaft
bereits abgegolten waren. Das vergleichweise milde Urteil war auch ein - letzter - Erfolg der Massenverteidigung
durch die Rote Hilfe und andere Arbeiterorganisationen.
Für KPÖ und Rote Hilfe war die
Kampagne zur Verteidigung der Simmeringer Schutzbündler eine Gelegenheit, ihre
Willen zur Einheitsfront unter Beweis zu stellen. So erklärte ein
österreichischer Delegierter, offenbar selber Mitglied des Schutzbund, auf dem
Weltkongreß der IRH: „Wenn wir den Faschismus und Kapitalismus schlagen wollen,
müssen wir uns in der proletarischen Einheitsfront zusammenschließen und
gemeinsam jenen Weg gehen, den das russische Proletariat unter Führung Lenins
gegangen ist, und der es zu solchen gigantischen Erfolgen, wie wir sie jetzt
mit eigenen Augen sehen können, geführt hat.“[25] Lenins
Einheitsfrontkonzeption zielte auf die Mobilisierung der Massen durch Aktionsangebote
sowohl an die Führungen reformistischer Parteien und Gewerkschaften wie auch an
deren Basis. Dagegen vertraten die österreichischen Kommunisten im Einklang mit
der damaligen ultralinken Kominternpolitik eine Einheitsfront „von unten her,
gegen den Willen der SP-Führer", wie Malke Schorr in einem Artikel der
"Roten Fahne" im November 1929 betont hatte. Doch damit konnten KPÖ
und RHÖ nur diejenigen Sozialdemokraten erreichen, die innerlich schon mit dem
Reformismus gebrochen hatten, aber eben nicht die Masse der Parteianhänger, die
noch Illusionen hatte. Trotz einzelner Erfolge gerade durch die Rote Hilfe
blieben die Kommunisten so angesichts der in Österreich gewaltigen Übermacht
des reformistischen Lagers innerhalb der Arbeiterbewegung weitgehend isoliert.
Freiheit für die Scottsboro Boys
Auf großes Interesse unter der österreichischen
Arbeiterschaft stieß 1931/1932 eine internationale Solidaritätskampagne der RHÖ
gegen staatliche Lynchjustiz und Rassendiskriminierung von Afroamerikanern in
den Südstaaten der USA. Acht Afroamerikaner im Alter zwischen 14 und 20 Jahren
waren aufgrund falscher und erpresster Beschuldigungen wegen einer angeblichen
Vergewaltigung zweier weißer Prostituierter im amerikanischen
Scottsboro/Alabama zum Tode verurteilt worden. Ein neunter Junge erhielt
„lebenslänglich“, da er erst 13 Jahre alt war. Neben
Informationsveranstaltungen setzte die Rote Hilfe auch auf theatralische
Aktionen, um das Schicksal der Scottsboro-Jungen zu thematisieren. So, als die
sozialdemokratische Stadtverwaltung von Wien in Anwesenheit des US-Gesandten
und tausender Menschen einen Gemeindebau in Favoriten auf den Namen
Georg-Washington-Hof taufte.[26] „Wir
haben illegale Flugblätter verbreitet, und während der Feier, als der
amerikanische Gesandte erschien, fuhr ein Lastauto vor, aus dem 8 als Neger
maskierte Jugend Losungen für die Freilassung der Scottsboro-Neger ausriefen.
Diese lebendige Agitation hat einen großen Eindruck gemacht. Sämtliche Wiener
Zeitungen und sogar ausländische haben darüber berichtet“, schilderte Malke
Schorr.
Die Internationale Rote Hilfe
organisierte im Frühjahr und Sommer 1932 eine Europareise mit Ada Wright, der
Mutter von zweien der zum Tode verurteilten Jugendlichen, in deren Rahmen auch
in Österreich Veranstaltungen stattfanden. In Graz veranstaltete die
Sozialdemokratische Partei zeitgleich zur Versammlung mit Ada Wright einen
Jugendappell, um die SAJ-Mitglieder vom Besuch der Rote-Hilfe-Veranstaltung
abzuhalten. Doch rund 100 SAJ-Mitglieder, die vorher von Roten Helfern agitiert
worden waren, marschierten geschlossen zur Roten Hilfe-Versammlung und ließen
sich in ihre Mitgliedsbücher Autogramme von Ada Wright geben. Die Rote Hilfe,
die die Losung ausgegeben hatte „100 Beitritte in die Hände der Genossin
Wright“, konnte so in einer einzigen Versammlung 234 Beitritte verzeichnet.
Insgesamt traten während der Scottsboro-Kampagne im Jahr 1932 550 Neumitglieder
in die Rote Hilfe Österreichs ein. Aufgrund des internationalen Drucks kamen
bis zum Jahr 1950 alle Scottsboro-Boys frei.
Unter der faschistischen Diktatur
Am 5. März 1933 wurde vom
austrofaschistischen Dollfuß-Regime der Schutzbund verboten, es folgte am
20.Mai das Verbot der Roten Hilfe und am 26. Mai der KPÖ. Die schon illegale
Rote Hilfe Österreichs wurde zur ersten Anlaufstelle für zahlreiche deutsche
Antifaschisten, die vor drohender Verhaftung durch das Naziregime in das
Nachbarland geflohen waren. Der bayerische Schriftsteller Oskar Maria Graf, der
selber in der Roten Hilfe in München aktiv war und vor den Nazis nach
Österreich floh, schildert diese Arbeit in seinem 1936 verfassten
"Zeitroman" "Der Abgrund". Josef Hochegger, ein junger Münchner
Sozialdemokrat mit Sympathien für die Kommunisten, engagiert sich nach seiner
Flucht zusammen mit seiner Frau Klara im illegalen Beratungsdienst der
österreichischen Roten Hilfe in Wien. "Klara las endlich im `Neuen Wiener
Tageblatt´ die Losung und fand in das Versteck der `Roten Hilfe´. Da waren
fremde Genossen, die Tag und Nacht schufteten. Versprengte und Gefährdete
wurden verborgen, mit falschen Papieren und Geld versehen und auf die Flucht
gebracht."[27]
Im Februar 1934 kam es nach Polizeiprovokationen
in mehreren österreichischen Städten zum bewaffneten Aufstand des Schutzbundes
gegen die Dollfuß-Regierung. Durch den Einsatz von Armee und Heimwehr gelang es
der Regierung, den Widerstand der Barrikadenkämpfer, darunter auch zahlreicher
Kommunisten, zu brechen. Nach Angaben der Regierung betrug die Anzahl der Toten
auf Seiten der Aufständischen 196 und der Verwundeten 319. Die Arbeiter selbst
schätzten die Zahl ihrer Toten auf über 1000 und der Verwundeten auf über 4000.
Neun Schutzbündler wurden standrechtlich erschossen. 2400 weitere Straffälle wurden
der Justiz übergeben. Mehrere Hundert vom Galgen bedrohte Schutzbundkämpfer schleuste
die Rote Hilfe ins Ausland geschleust. Die IRH vermittelte 700 Schutzbündlern,
die zum Teil mit ihren Familien in der Sowjetunion Zuflucht gesucht hatten,
dort Arbeit. Auch Kinder getöteter oder inhaftierter Februarkämpfer kamen in
sowjetische Waisenhäuser. Die sowjetischen Gewerkschaften stellten die damals
hohe Summe von einer Million Schilling für die Unterstützung der
Österreichischen Antifaschisten zur Verfügung und das „Tschechoslowakische
Komitee für Flüchtlingshilfe“ leiste tatkräftig Hilfe für die in das
Nachbarland geflohenen Schutzbundkämpfer.
Bereits am 20.Februar 1934 brachte
eine IRH-Delegation 300.000 Schilling nach Österreich. Angesichts des faschistischen
Terrors gegen die Arbeiterbewegung entstanden in Österreich auf lokaler und
betrieblicher Ebene Hilfskomitees, die von der Roten Hilfe tatkräftig gefördert
wurden. So wurde beispielsweise in 21 Wiener Straßenbahnhöfen Geld gesammelt.
In ihrem Bericht für August meldete die RHÖ dass sie 12.000 Familien mit
zusammen über 400.000 Schilling unterstützt habe. Allein in Wien hatte die Rote
Hilfe für 600 wegen der Februarkämpfe verfolgte Angeklagte Rechtsanwälte
gestellt.
Zur moralischen Unterstützung politischen
Gefangenen traf im März 1934 eine überparteiliche französische
Untersuchungskommission illegal in Wien ein, der auch ein Vertreter der IRH
angehörte. Die Kommission veröffentlichte anschließend eine Protestresolution
gegen die Terrorpolitik der österreichischen Regierung. Im April folgte ihr im
Auftrag der IRH eine englisch-schweizerische Delegation, die vor allem die
steirischen Kampfgebiete besuchte.[28]
Nach der Niederschlagung des
Schutzbundaufstandes wurden ein Jahr nach den kommunistischen nun auch alle
anderen rund 1500 Arbeiterorganisationen und Vereine verboten und die Mandate
aller freigewerkschaftlichen und marxistisch eingestellten Betriebsräte
kassiert. Massenterror gegen die Arbeiterbewegung setzte ein. Für das Ausmaß
der Verhaftungen mögen die folgenden Zahlen sprechen: Am 22.Juli 1934
verhaftete die Polizei im Burgenland 80 Kommunisten und linke Sozialdemokraten
und folgenden Tag in Wien 350 Kommunisten. Vor den Aktionen zur Feier des
Jahrestages der russischen Oktoberrevolution wurden als Präventivmaßnahme
bereits im Oktober 1934 538 revolutionäre Arbeiter verhaftet. Allein in Wien
wurden 1934 rund 7000 Kommunisten und 12.000 Sozialdemokraten verhaftet, zum
Teil vor Gericht gestellt oder gleich in Konzentrationslager eingeliefert. Eine
„Terrorstatistik“, die die Rote Hilfe im Mai 1935 an die Teilnehmer der Wiener
ärztlichen Festwoche verschickte, nannte 2000 Jahre schwerer Kerker und 1800
Jahre Polizeiarrest bis zu diesem Zeitpunkt.[29]
Im Juni 1934 traten die Wiener
Organisation des nun offiziell von der Sozialdemokratie getrennten „autonomen
Schutzbundes“ und mehrere illegale Gewerkschaftsgruppen geschlossen der Roten
Hilfe bei. Im folgenden Monat schlossen sich in Oberösterreich, Tirol und
einigen Orten in Niederösterreich auch die nach dem Zusammenbruch der SDAP auf
deren linkem Flügel entstandenen Revolutionären Sozialisten der Roten Hilfe an.
Doch im Juli 1934 gründeten die der „reformistischen“ KPÖ-Politik kritisch
gegenüberstehenden Revolutionären Sozialisten, die vom Auslandsbüro österreichischer
Sozialdemokraten unter Otto Bauer und von der Sozialistischen
Arbeiterinternationale unterstützt wurden, eine eigene „Sozialistische
Arbeiterhilfe“ und forderten ihre Anhänger auf, nicht für die Rote Hilfe zu
arbeiten.[30] Trotz dieser Spaltung der
Solidaritätsbewegung und zahlreichen Verhaftungen von Rote-Hilfe-Funktionären
arbeitete die RHÖ im Untergrund weiter. Auch nach der Annexion Österreichs
durch Nazideutschland 1938 spielten die auf betrieblicher und lokaler Ebene in
ganz Österreich organisierten Hilfskomitees der Rote Hilfe bis in den Krieg
hinein eine wichtige Rolle bei der Unterstützung politischer Gefangener und
ihrer Familien. [31]
[1] Erwin Zucker-Schilling: Hoch klang das Lied der Solidarität, in: Weg und Ziel, 4/1973, S.160ff.
[2] Roter Helfer Handbuch 1928, Berlin 1927, 91; Rote Hilfe Handbuch 1930, Berlin 1929, 107.
[3] Franz Wager: Die Internationale Rote Hilfe. Ihre Ziele und Aufgaben, Moskau 1931, 20. Zum Vergleich: die Rote Hilfe Deutschlands zählte zu diesem Zeitpunkt 171.985 Einzel- und 331.602 Kollektivmitglieder; Protokoll des I. Weltkongresses der Internationalen Roten Hilfe, 90.
[4] „Geschichte der Kommunistischen Partei Österreichs 1918-1955 – Kurzer Abriß, Wien 1977, 126.
[5] Protokoll des I. Weltkongresses der Internationalen Roten Hilfe, 110.
[6] Zit. nach: Im Koffer ein Foto von Marx, in: Frauensekretariat der KPÖ (Hg.): Frauen in der KPÖ. Gespräche und Porträts, 1989.
[7] Ramón Reichert: Die Rückeroberung linker Filmgeschichte, ak Nr. 521 / 19.10.2007
[8] Im Koffer ein Foto von Marx, in: Frauensekretariat der KPÖ (Hg.): Frauen in der KPÖ. Gespräche und Porträts, 1989.
[9] ZK der IRH: Die Internationale Rote Hilfe. Ihre Tätigkeit und Aufgaben (Bericht des ZK der IRH für die Zeit vom 1. Januar 1923 bis zum 1.Mai 1924), Moskau 1924, 24f.
[10] Franz Wager: Die Internationale Rote Hilfe. Ihre Ziele und Aufgaben, Moskau 1931, 37; Protokoll des I. Weltkongresses der Internationalen Roten Hilfe, 90.
[11] Franz Wager: Die Internationale Rote Hilfe. Ihre Ziele und Aufgaben, Moskau 1931, 37.
[12] Zit nach: Erwin Zucker-Schilling: Hoch klang das Lied der Solidarität, in: Weg und Ziel, 4/1973, S.160ff.
[13] Zu den Wiener Juniereignissen siehe z.B. Winfried R. Garscha / Barry Mc Loughlin: Wien 1927. Menetekel für die Republik, Berlin 1987
[14] Rotbuch gegen Schobers Weißbuch, Wien 1928, 61.
[15] Winfried R. Garscha / Barry Mc Loughlin: Wien 1927. Menetekel für die Republik, Berlin 1987, 247.
[16] Die Rote Fahne, 8.Januar 1928.
[17] Winfried R. Garscha / Barry Mc Loughlin: Wien 1927. Menetekel für die Republik, Berlin 1987, 252.
[18] Rote Hilfe Handbuch 1930, Berlin 1929, 104.
[19] Protokoll des I. Weltkongresses der Internationalen Roten Hilfe, 90.
[20] Protokoll des I. Weltkongresses der Internationalen Roten Hilfe, 164.
[21] Protokoll des I. Weltkongresses der Internationalen Roten Hilfe, 90.
[22] Zum Simmeringer Zusammenstoß siehe: Gerhard Botz: Gewalt in der Politik. Attentate, Zusammenstöße, Putschversuche, Unruhen in Österreich 1918 bis 1938, München 1983, 202-206.
[23] Arnold Reisberg: Februar 1934 - Hintergründe und Folgen, Wien 1974, 156.
[24] Protokoll des I. Weltkongresses der Internationalen Roten Hilfe, 110.
[25] Protokoll des I. Weltkongresses der Internationalen Roten Hilfe, 110.
[26] Der George-Washington-Hof war bereits 1930 eröffnet worden. Die genannte Feier in Beisein des US-Botschafters fand offenbar erst 1932 statt.
[27] Oskar Maria Graf: Der Abgrund – Ein Zeitroman,
Frankfurt am Main 1985, 454.
[28] Geschichte der Kommunistischen Partei Österreichs, Wien 1977, 170f.
[29] Geschichte der Kommunistischen Partei Österreichs, Wien 1977, 153f., 168 f.
[30] Geschichte der Kommunistischen Partei Österreichs, Wien 1977, 170.
[31] Siehe z.B. Winfried R. Garscha: Linker Widerstand – „Rote Hilfe“ – Arbeiterwiderstand, in: Stefan Karner / karl Duffek (Hg.): Widerstand in Österreich 1938-1945. Die Beiträge der Parlaments-Enquete 2005, Graz und Wien 2007, 53-61; KPÖ Oberösterreich (Hg.): Für Unabhängigkeit und Freiheit gestorben – Die KPÖ und die „Welser Gruppe“, Linz 1998.